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Die dritte Berkeley-Cologne Summer School „Aesthetic Possibilities: Literature, Rhetoric, Philosophy“ ist dem Thema „Bildung: Form und Möglichkeit“ gewidmet.

Sie wird vom 23.-27. Juli 2018 an der Universität zu Köln stattfinden.

Für das Denken von Möglichkeitsfigurationen stellen Form und Bildung zentrale Schlüsselbegriffe dar. Von Aristoteles’ Begriff des Habitus bis zu Foucaults „Sorge um sich“, von mittelalterlichen Predigten über die sogenannten Bildungsromane bis hin zur aktuellen Diskussion literarischer Blogs – der Begriff der Bildung ist zentral. Die von ihm bestimmten Diskurse werden von einer konstitutiven Offenheit und Unvorhersehbarkeit mit unbestimmbaren Folgen markiert, denen stets die Möglichkeiten des Experimentierens und Rekonfigurierens eingeschrieben sind. Ob man nun mystische Glaubenspraktiken diskutieren möchte oder Formen und Gattungen in der Literatur, Erziehungsmodelle wie sie seit dem 18. Jahrhundert gedacht werden oder Beschreibungen lebender Organismen in der Biologie: die Vorstellung von Möglichkeit ist stets rückgebunden an den Begriff der Bildung.

Das Moment der formatio in seiner Doppelsemantik des „Formens“ und „Geformtwerdens“ markiert sowohl ein Offenlegen von Zeit als auch die Dichotomie von Aktivität und Passivität, weswegen jeder Bildungsprozess sich als komplexe Relation von Potentialität und Aktualisierung, dynamis und Form zeigt. Im Deutschen wird dieses Spannungsverhältnis in der Unterscheidung von Erziehung und Bildung gespiegelt, die zwischen Heteronomie und Autonomie changierend auf der einen Seite die äußeren Einflüsse und auf der anderen den inneren Selbstantrieb adressiert.

Niklas Luhmann spricht hier von „doppelter Kontingenz“, die „im Modus von selbstkreierter Unbestimmtheit und korrespondierender Unsicherheit“ operiert. Wie auch immer die Ergebnisse des Erziehungsprozesses aussehen mögen, die Bemühungsbestrebungen sind unumgänglich – sei es in Form spiritueller Übungen, die ein Aufgehen in Gott anstreben, eines Prozesses der Subjektivierung (Foucault) im Angesicht von Veränderung oder des Essays in Literatur und Philosophie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Potentialität ist stets Chance und Risiko zugleich: Zum einen garantiert sie eine für den Bildungsprozess grundlegende Offenheit und Dynamik, zum anderen stellt sie eine klare Festlegung von Norm und Derivation bereit, Klassifizierungsregeln also, die den Prozess stets steuern. Diese Ambivalenz vom Antrieb zur Form und der Formlosigkeit des Antriebs begleitet die theologischen, philosophischen und ästhetischen Diskurse, die im 18. Jahrhundert sowohl mit der Pädagogik und der Literatur als auch mit den Lebenswissenschaften eng verflochten sind.

Die diesjährige Summer School möchte aus literaturwissenschaftlicher und philosophischer Perspektive dem Verhältnis von Möglichkeit(en) und Konzepten der Bildung nachgehen.

Bewerber werden gebeten, eine kurze Skizze des Projektes, das sie präsentieren wollen (max. 2000 Wörter), einen Letter of motivation und einen kurzen Lebenslauf (max. 2 Seiten) bis zum 30. April 2018 zu senden an:

Charlotte Albrecht (ch.albrecht(at)ish.de) Stichwort: Sommerschule 2018

Angenommene Bewerber werden bis zum 15. Mai von uns informiert. Materialien werden zur Verfügung gestellt. Fahrtkosten und Unterbringung sind von den Teilnehmern selbst zu organisieren und zu bezahlen.